Die Villa Knolle Bolle setzt auf die Kraft der Traumapädagogik

Die Villa Knolle Bolle hilft Kindern dabei, sich selbst zu verstehen

Als Teil der Regenbogen gUG ist die Villa Knolle Bolle ein Zufluchtsort für Mädchen zwischen vier und zwölf Jahren, die eine Betreuung außerhalb ihrer Herkunftsfamilie benötigen. Die meisten Bewohnerinnen der therapeutischen Heimgruppe haben in ihren jungen Jahren Schreckliches erlebt, weshalb ein Fokus der Villa Knolle Bolle auf der Traumapädagogik liegt.

Die Mädchen, die in der Villa Knolle Bolle unterkommen, haben oft Unaussprechliches erlebt. Sexueller Missbrauch, Krieg, Gewalt, Vernachlässigung, Verlust oder Suchtkrankheiten der Eltern haben Traumata verursacht, die die Kinder ohne Hilfe nicht bewältigen können. Die verborgenen Traumata äußern sich häufig in Verhaltensstörungen oder extremen Reaktionen auf bestimmte Situationen. Um den Mädchen dabei zu helfen, das Erlebte aufzuarbeiten, Bewältigungsstrategien und sich zu selbstbestimmten Persönlichkeiten zu entwickeln, bietet die Villa Knolle Bolle verschiedene therapeutische Methoden an, wie Elemente der Traumapädagogik.

WAS IST EIN TRAUMA?

Als Trauma bezeichnet man ein belastendes Ereignis oder eine Situation, die von einer Person nicht verarbeitet werden kann. Traumata entstehen oft durch physische oder psychische Gewalteinwirkungen, können jedoch auch das Resultat langwieriger seelischer Verletzungen sein. Ein Trauma äußert sich durch verschiedene Symptome. Dazu gehören beispielsweise:

  • Massive Ängste
  • Ein Gefühl der Ohnmacht oder emotionalen Taubheit
  • Kontrollverlust
  • Verwirrung
  • Das Gefühl von Schutzlosigkeit.

Insbesondere bei Kindern kommen Traumata häufig in Form von extremen Verhaltensmustern in Konfliktsituationen zum Ausdruck. In der Villa Knolle Bolle fährt man deshalb den Ansatz, die Kinder losgelöst von ihren Traumata als Persönlichkeiten zu betrachten und ihre Intelligenz und Persönlichkeit nicht zwangsläufig an ihr Verhalten zu koppeln. Bestimmte Verhaltensmuster haben, der Erfahrung nach, immer einen Grund.

WAS BEDEUTET TRAUMAPÄDAGOGIK?

Die Traumapädagogik ist weniger ein Therapieansatz oder eine konkrete Vorgehensweise als vielmehr ein Grundkonzept der Pädagogik mit Kindern und Jugendlichen. Ein Fokus der Traumapädagogik liegt auf der Förderung der Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen. Dazu gehört zum einen die Wirkebene bei Kindern, bei der es auf folgende Faktoren ankommt:

  • Förderung des Selbstverstehens durch Erklärungsansätze für Verhaltensweisen
  • Förderung der Körper- und Sinneswahrnehmung durch unterschiedliche Sinnesreize
  • Förderung der Emotionsregelung, psychischen und physischen Widerstandskraft und Selbstregulation durch Notfallstrategien und Entspannungsmethoden
  • Förderung der sozialen Teilhabe durch Angebote der aktiven Lebensgestaltung, aber auch des Rückzugs.

WAS SIND DIE MERKMALE DER TRAUMAPÄDAGOGIK?

Ein entscheidendes Merkmal der Traumapädagogik ist das Verhalten der pädagogischen Fachkräfte gegenüber den Kindern. Es gilt die Annahme des guten Grundes. Das bedeutet, dass man in der Villa Knolle Bolle weiß, dass die Kinder und Jugendlichen bestimmte Verhaltensweisen entwickelt haben, um ihre Traumata zu überstehen. Da sich diese Verhaltensweisen negativ auf Gruppendynamiken auswirken können, erfahren die Kinder häufig Geringschätzung. Die Traumapädagogik soll dieser Entwicklung entgegenwirken. Die Villa Knolle Bolle möchte dazu einen sicheren Ort schaffen, an dem Kinder und Jugendliche ein positives Selbstbild entwickeln können. Um sich selbst verstehen zu können, erhalten die Kinder Erklärungsansätze und Interpretationen ihres Verhaltens. Die Traumapädagogik soll so verzerrte Einstellungen korrigieren und den Kindern das Erleben von Autonomie, Zugehörigkeit und Selbstwert ermöglichen. Dafür ist es wichtig, Spaß und Freude in den Alltag zu integrieren und so negativen Gefühlen wie Angst und Scham entgegenzuwirken.

INWIEFERN SPIELT SPIRITUALITÄT BEI DER TRAUMAPÄDAGOGIK EINE ROLLE?

In der Villa Knolle Bolle hat man die Erfahrung gemacht, dass Kinder und Jugendliche ihren eigenen Wert oft eher erkennen, wenn sie sich als Teil eines Größeren begreifen. Wer davon ausgeht, dass es jemanden gibt, der die Menschen beschützt und ihnen wohlgesonnen ist, hat es leichter, mit schwierigen Situationen umzugehen und sich selbst als Teil der Regenbogen gUG ist die Villa Knolle Bolle eine christlich geprägte Gesellschaft, die den Kindern immer wieder spirituelle Angebote macht. Dazu gehören unter anderem das gemeinsame Entdecken biblischer Geschichten oder Feiertage wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten.

WELCHE GRUNDVORAUSSETZUNGEN BENÖTIGT DIE TRAUMAPÄDAGOGIK?

Eine Grundvoraussetzung der Traumapädagogik ist das Schaffen eines sicheren Orts. Die Villa Knolle Bolle bietet Kindern und Jugendlichen einen Raum der Sicherheit und Geborgenheit. Hier haben die Schrecken der Vergangenheit ein Ende und die Grundbedürfnisse der Kinder werden befriedigt. Die pädagogischen Fachkräfte helfen den Kindern liebevoll dabei, wieder Vertrauen in Bezugspersonen zu fassen. Durch feste Strukturen wird ein Anker im Alltag geschaffen, an dem sich die Kinder orientieren können. All das geschieht jedoch ganz im eigenen Tempo der Kinder. Druck, egal in welcher Form, hat bei der Traumapädagogik nichts zu Suchen.

Das bedeutet, dass es jedem Kind freisteht, im eigenen Zimmer Privatsphäre und Ruhe zu erfahren. Regeln und Konsequenzen von Regelverletzungen werden klar und offen kommuniziert, sodass die Kinder immer wissen, was sie erwartet.